Armut schlägt auf die (Kinder-)Gesundheit
Nicht nur Bildungs- und Aufstiegschancen, auch die Gesundheit von Kindern hängt in hohem Maße vom sozialen Status ihres Elternhauses ab, wie eine aktuelle Befragung von über 14.000 Schulkindern erneut belegt.
Der Einfluss des sozioökonomischen Status von Elternhäusern auf den Lebensweg der Kinder ist in Deutschland zu groß – das ist weithin bekannt und viel beklagt. Im Fokus dieser Debatte stehen meist die Bildungschancen. So haben Kinder aus Arbeiterhaushalten eine eklatant geringere Wahrscheinlichkeit, einen Universitätsabschluss zu erreichen, als solche aus Akademikerhaushalten.
Weniger bekannt ist, dass auch die Gesundheit der Kinder betroffen sein kann. Wie sehr, offenbart aktuell erneut der „Präventionsradar“, für den die Krankenkasse DAK im vergangenen Winter mehr als 14.000 Kinder und Jugendliche aus den Klassen fünf bis zehn befragen ließ. Besorgniserregendes Kernergebnis: Kinder aus sozial schwächeren Haushalten fühlen sich signifikant häufiger einsam oder haben körperliche Beschwerden.
Jedes zweite Kind mit niedrigem Sozialstatus oft „allein und ausgeschlossen“
Die Frage, ob sie sich oft „allein und ausgeschlossen“ fühlen, beantworteten 28 Prozent der Kinder mit hohem Sozialstatus mit Ja. Bei jenen mit niedrigem Sozialstatus waren es mit 50 Prozent fast doppelt so viele. Ein ähnliches Bild zeigte sich beim allgemeinen Wohlbefinden: Als gering bewerteten es 41 Prozent der bessergestellten Kinder und Jugendlichen, aber 67 Prozent der sozial schwächeren. Diese gaben auch häufiger körperliche Beschwerden zu Protokoll, etwa Erschöpfung oder Schmerzen. Maßgeblichen Anteil daran dürfte die Schlafqualität haben: 9 Prozent der Kinder mit hohem Sozialstatus berichteten von schlechtem Schlaf, 21 Prozent waren es dagegen am anderen Ende der sozialen Skala.
Immerhin einen Positivtrend konnten die Studienautoren vermelden: Gegenüber der Pandemiezeit hat sich das Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen im Ganzen gebessert.
Doch die Unterschiede zwischen den sozialen Status bleiben eklatant. „Wenn es vom familiären Hintergrund abhängt, ob Schulkinder einsamer sind, mehr Schmerzen und depressive Symptome haben oder schlechter schlafen, dann müssen wir handeln“, mahnt der DAK-Vorstandsvorsitzende Andreas Storm. „Wir brauchen eine gezielte Präventionsoffensive für gesundheitliche Chancengleichheit.“