Auch die Vorsorgeuntersuchungen im Schulalter sind wichtig!
Kinderärzte stellen mit Besorgnis fest, dass die Bereitschaft zu den Standard-Vorsorgeuntersuchungen nach der U9, wenn die Kinder eingeschult wurden, deutlich sinkt.
Für Eltern in Deutschland ist das „Gelbe Heft“ ein selbstverständlicher langjähriger Begleiter. Es dokumentiert die Vorsorgeuntersuchungen eines Kindes ab der Geburt. Standardmäßig sind bis zum sechsten Lebensjahr neun Untersuchungen vorgesehen, mit der U9 endet das Heft. Damit halten viele Eltern das Kapitel „Vorsorge“ denn auch für abgeschlossen.
Doch dieser Eindruck täuscht. „Auch im Schulalter können körperliche und – nun vermehrt im Fokus – geistig-psychische Probleme auftreten, deren frühzeitige Erkennung und Behandlung vor Schlimmerem bewahren kann“, hebt der in Berlin-Wittenau praktizierende Kinderarzt Kyros Mani hervor. „Aus gutem Grund gibt es daher auch eine U10, eine U11 und für Teenager eine J1 und J2.“
Was bei U10 bis J2 untersucht wird
Das Körperliche tritt nach der U9 etwas in den Hintergrund. Bei der U10 und U11, vorgesehen für die frühen bzw. späten Grundschuljahre, geht es vor allem um eventuelle Entwicklungs- und Verhaltensstörungen, aber auch um Medienkompetenz, einen gesunden Lebensstil und den Zahnapparat bzw. Kiefer.
Bedauerlich ist, dass nicht alle Krankenkassen die U10 und die U11 erstatten. Eltern sollten sich daher im Vorhinein bei ihrem Krankenversicherer erkundigen. Auch bei Privatabrechnung sind die Kosten indes sehr überschaubar.
Die J1, die bei Jugendlichen zwischen 12 und 14 Jahren erfolgt, wird dagegen von allen Krankenkassen übernommen. Sie besteht aus einer körperlichen Untersuchung, Blut- und Urinanalyse, der Kontrolle auf Fehlhaltung, Übergewicht oder Magersucht, aber auch aus einem Gespräch über die soziale und seelische Situation, die oft von Pubertätsherausforderungen geprägt ist. Diese spielen auch in der J2 (für 16- bis 17-Jährige) eine Rolle, die prinzipiell schon einer Vorsorge für Erwachsene nahekommt. Auch dieser Check-up findet sich nicht im Leistungskatalog aller Krankenkassen.
„Bei der J1 entdecken wir oft Fehlhaltungen aufgrund von Wachstumsschüben. Ebenfalls entdecken wir bei der J1 häufig chronische Erkrankungen, oft stellen wir Übergewicht, manchmal auch Magersucht fest. Die frühzeitige Entdeckung hilft, dass diese Erkrankungen entsprechend effizient behandelt werden können“, betont der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte Dr. Thomas Fischbach. Sein Verband ruft dazu auf, auch die Vorsorgeuntersuchungen nach der U9 im Sinne der Heranwachsenden zu nutzen.