Borreliose-Symptome halten bei Kindern oft monatelang an
Die von Zecken übertragen Borreliose sollte zügig mit Antibiotika behandelt werden. Auch dann können die Beschwerden über Monate anhalten, wie eine aktuelle US-Studie belegt.
Ein Gebiet, auf dem mehr Artenvielfalt nicht unbedingt begrüßenswert ist, stellt die Zeckenpopulation dar. Bisher war in Deutschland der Gemeine Holzbock die beherrschende Zeckenart. Schon sie stellt als potenzielle Überträgerin von Borreliose und FSME ein ernstes Gesundheitsrisiko dar. Immerhin aber wartet sie passiv auf Pflanzen darauf, dass ein möglicher Wirt vorbeistreift. Neuerdings aber breiten sich hierzulande auch die Auwaldzecke und die Tropenzecke aus. Sie besitzen die unangenehme Eigenart, auf ihre Opfer zuzulaufen, wenn diese beispielsweise auf einer Wiese liegen. Bis zu zehn Zentimeter schaffen sie dabei in einer Minute.
Damit steigt das Risiko, von einer Zecke gebissen zu werden, weiter. „Für Eltern heißt das: Wenn die Kinder sich in der Natur bewegt haben, ohne dass der Körper komplett mit Kleidung bedeckt war, sollte im Anschluss eine Kontrolle auf Zecken erfolgen. Bei Kindern lassen diese sich gern in den Kniekehlen, im Leistenbereich und auf der behaarten Kopfhaut nieder“, erläutert der in Berlin-Wittenau praktizierende Kinderarzt Kyros Mani.
Zwei bis sechs Prozent Borrelioserisiko bei einem Zeckenbiss
Wird eine Zecke nicht zeitnah aus der Haut entfernt, kann es zu einer Übertragung von Borrelien-Bakterien kommen, was bei zwei bis sechs Prozent der Zeckenbisse der Fall ist. Die damit einhergehenden Symptome sind grippeähnlich, auch zu Magen-Darm-Beschwerden kann es kommen. Meist ist eine Borreliose auch an der sogenannten Wanderröte erkennbar, wie Prof. Dr. Hans-Jürgen Nentwich, Mitglied eines einschlägigen Expertengremiums beim Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, ausführt: „Innerhalb von drei Tagen bis mehreren Wochen nach dem Zeckenstich kann sich eine rötlich-bläuliche Hautverfärbung (Erythema migrans) an der Stichstelle bilden, die sich ringförmig ausbreitet und einen Durchmesser von 5 bis zu 20 Zentimetern erreichen kann. In der Mitte ist die Einstichstelle erkennbar, um die die Rötung meist verblasst.“
Bei derartigen Symptomen sollten Eltern ihr Kind unverzüglich in eine Kinderarztpraxis bringen, denn in aller Regel muss eine Antibiotika-Therapie erfolgen. Auch nach dieser können die Beschwerden noch über Monate anhalten, wie eine US-Studie kürzlich eruiert hat: Bei einem knappen Drittel der von Borreliose geheilten Kinder verschwinden die Symptome erst nach rund einem Monat. Zwischen einem und drei Monaten dauern sie bei einem weiteren Drittel an. 14 Prozent leiden vier bis sechs Monate lang an Beschwerden, in Einzelfällen kann es sogar darüber hinausgehen.
Erfolgt keine Behandlung der Borreliose, können sich die Bakterien lebensbedrohlich im Körper ausbreiten, es kann zu Gesichtslähmung, Herzschädigungen und Hirnhautentzündung kommen. Das Zeckenrisiko sollte daher in den warmen Monaten stets präsent sein.