Deutschland ist beim Impfen Schlusslicht
Hartnäckig hält sich hierzulande eine Impfskepsis, die wissenschaftlich keinerlei Grundlage hat – und die in letzter Konsequenz Menschenleben kostet.
Fast 1.000 Menschen erkrankten im Jahr 2017 in Deutschland an Masern, ein Todesfall war zu beklagen. Eine in der Bevölkerung weitverbreitete Impfskepsis dürfte daran großen Anteil haben. Bei der Ausrottung der Masern hängen die Deutschen in Europa weit hinterher.
„Masernerkrankungen müssten im 21. Jahrhundert nicht mehr sein. Es gibt millionenfach bewährte Impfstoffe, deren Nebenwirkungsrisiko minimal ist. Darauf zu verzichten ist fahrlässig“, warnt der in Berlin-Wittenau tätige Kinderarzt Kyros Mani. Der erfahrene Pädiater hat Verständnis für die elterliche Sorge, dass Kinder durch Impfungen Schaden nehmen könnten. Doch das Risiko durch die Erkrankungen, gegen die mit einer Impfung immunisiert wird, sei ungleich höher.
Auch der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. (BVKJ) appelliert an die Eltern, konsequent für Impfschutz zu sorgen. „Ob Masern, humane Papillomviren oder Rotaviren – in Deutschland haben gefährliche Krankheitserreger weitgehend freie Bahn. Denn es wird zu selten, zu spät und mit großen regionalen Unterschieden geimpft, das zeigen die Daten des Robert Koch-Instituts“, erklärt BVKJ-Präsident Dr. Thomas Fischbach. Er fordert die Krankenkassen und auch die Politik auf, mehr für eine Steigerung der Impfquoten zu tun.
„Es geht nicht darum, alle möglichen auf dem Markt erhältlichen Impfstoffe zu verabreichen – jede Impfentscheidung muss sorgfältig abgewogen werden. Die bei manchen Eltern vorherrschende grundsätzliche Skepsis gegenüber den etablierten Impfungen ist jedoch stark überzogen. Man muss schon der Wissenschaft generell misstrauen, um zu einer solchen Haltung zu gelangen. Denn wissenschaftlich gibt es am Nutzen und an der Vertretbarkeit von Impfungen nicht die geringsten Zweifel“, ergänzt Kinderarzt Mani.
Das Ständige Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut, die in Deutschland maßgebliche Instanz für Impfschutz, empfiehlt Kindern (0–17 Jahre) folgende Impfungen:
- Tetanus
- Diphtherie
- Pertussis
- Hib
- Poliomyelitis
- Hepatitis B
- Pneumokokken
- Rotaviren
- Meningokokken
- Masern
- Mumps, Röteln
- Varizellen
- HPV
Darüber hinaus kann vor allem für chronisch kranke und behinderte Kinder – gerade jetzt vor der Grippesaison – eine Grippeimpfung sinnvoll sein. Beim Kinderarzt gibt es Rat und Tat dazu.