Etagenbetten: praktisch, aber für kleine Kinder gefährlich

Eine Leipziger Studie zeigt, dass Kinder erst ab etwa zehn Jahren einigermaßen gefahrlos Etagenbetten nutzen. Insbesondere für unter sechsjährige wird dagegen abgeraten.

Die Zahl der deutschen Kinderzimmer, in denen Etagenbetten stehen, lässt sich nicht beziffern. Indirekt lässt sich jedoch ableiten, dass es zuletzt mehr geworden sind – und zwar aus den wachsenden Behandlungszahlen nach Stürzen aus Hochbetten. Die fielen dem Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie an der Uniklinik Leipzig Prof. Martin Lacher und seinen Mitarbeitern auf. Sie wollten es daher genauer wissen und initiierten eine Studie, für die klinikeigene Patientendaten aus den Jahren 2014 bis 2021 ausgewertet wurden.

In dieser Zeitspanne wurden bei unter 18-jährigen Patienten 162 Verletzungen nach Stürzen aus Etagenbetten behandelt. Drei von fünf Betroffenen waren Jungen, der Altersdurchschnitt lag insgesamt bei fünf Jahren. Bis zum Alter von zehn Jahren kam es in 45 bis 60 Prozent der Fälle zu Knochenbrüchen, erst danach sank diese Quote auf 30 Prozent. Die Brüche traten vor allem an Unterarm, Schlüsselbein und Oberarm auf, jeder 20. betraf indes den Schädel. Circa ein Viertel der Frakturpatienten musste stationär behandelt, 15 Prozent operiert werden.

„Kinder unter sechs Jahren gehören nicht in Etagenbetten“
Für Mediziner Lacher ergeben sich aus der Studie eindeutige Erkenntnisse: „Kinder unter sechs Jahren gehören gar nicht in Etagenbetten“, so der Leipziger Professor. „50 Prozent der Frakturen im Zusammenhang mit Unfällen aus diesen Betten hätte es bei uns gar nicht gegeben, wenn die Nutzung den Kindern unter sechs Jahren verboten worden wäre.“ Weiter empfiehlt Lacher, zumindest zwei Gitterstangen übereinander am Etagenbett anzubringen und einen Teppich davorzulegen.

Auch Kinderärzte sind für die Gefahren der Höhe sensibilisiert: „Ein Etagenbett bietet vor allem jüngeren Kindern einen gewissen Abenteuerfaktor, da sie im eigenen Zimmer vergleichsweise hoch hinaus klettern können. Die Gefahren unterschätzen sie dabei oft“, berichtet der in Berlin-Wittenau praktizierende Kinderarzt Kyros Mani. „Wer auch mit Kleinkindern nicht auf ein Etagenbett verzichten will oder kann, sollte Sicherheitsvorkehrungen treffen, etwa indem der obere Bereich vergittert wird.“