Gefährlicher Trend bei Jugendlichen: Do-it-yourself-Tattoos

In sozialen Netzwerken verbreiten sich Anleitungen für selbst gestochene Tattoos. Nicht nur, aber vor allem aufgrund des Infektionsrisikos sollten derartige Experimente unterbleiben.

Tätowierungen mögen heute kein Aufreger mehr sein, mit dem man die eigenen Eltern schockt. Wer volljährig ist und sich ein Tattoo stechen lässt, erntet statt einer Enterbung heutzutage eher die besorgte Frage: „Bist du sicher, dass du bis ans Ende deiner Tage damit rumlaufen willst?“ Als Distinktionsmerkmal und Coolness-Ausweis oder auch als Ausdruck einer Fanleidenschaft oder feurigen Liebschaft stehen Tattoos bei vielen Jugendlichen dennoch hoch im Kurs. Nicht zuletzt weil es kaum Tätowierer gibt, die Minderjährige als Kunden akzeptieren. Zwar schreibt ihnen das kein Gesetz vor, aber die rechtlichen Risiken wären enorm: Eltern könnten sie wegen Körperverletzung verklagen.

Um dessen ungeachtet schon vor der Volljährigkeit an ein Tattoo zu kommen, greifen manche Jugendlichen kurzerhand selbst zu Nähnadel und Farbe. In den gängigen sozialen Netzwerken finden sich zahllose Anleitungen zum Selbst-Tätowieren. Die nötigen Utensilien sind ebenfalls mit ein paar Klicks zu bestellen. Der Trend nennt sich „Stick and Poke“ – und er gefährdet die Gesundheit der Jugendlichen.

„Beim Tätowieren besteht grundsätzlich die Gefahr, dass Keime über den Stichkanal in den Organismus gelangen. Darin liegt ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko. In professionellen Tattoo-Studios wird daher großer Aufwand betrieben, um die Infektionsgefahr zu minimieren“, erläutert der in Berlin-Wittenau praktizierende Kinderarzt Kyros Mani. „Zu Hause dagegen haben die meisten Jugendlichen nicht die Mittel – und Kenntnisse –, um Infektionen vorzubeugen.“

Vor späterer Reue bewahren

Neben diesem gesundheitlichen Argument sollten Eltern ihren mit einem Tattoo liebäugelnden jugendlichen Kindern ein weiteres deutlich vor Augen führen: Auch wenn es im Prinzip die Möglichkeit gibt, sich die Hautkunstwerke weglasern zu lassen, bleibt eine Tatöwierung eine Entscheidung fürs Leben. Denn das Lasern versetzt die Haut nicht wieder in den Ursprungszustand zurück. Es bleiben in aller Regel Verfärbungen und/oder Vernarbungen. Auch die Option, ein ungeliebtes Tattoo überstechen zu lassen, führt nur in Ausnahmefällen zu befriedigenden Ergebnissen – vor allem dann, wenn das Ursprungstattoo klein und hell ist. Andernfalls bleibt nur ein großes, dunkles und damit mächtiges Motiv zum Überstechen. Als pädagogische Unterstützung finden Eltern online Erfahrungsberichte von reuigen Tätowierten.

Wenn sich die Teenies davon nicht überzeugen lassen, hilft es oft auch, eine gewisse Frist zum Überdenken zu vereinbaren. Derartige Wünsche verlieren in dem Alter häufig nach zwei, drei Monaten an Dringlichkeit. Auch der Hinweis auf später mögliche Nachteile im Berufsleben kann hilfreich sein.