Grippeimpfung kann jetzt noch sinnvoll sein
Die Grippewelle rollt mit Wucht über Deutschland, die Wartezimmer sind voll. Vor allem behinderte und chronisch kranke Kinder – aber auch alle anderen – können sich jetzt noch mit der Vierfachimpfung schützen.
Von Influenza-Viren betroffene Familien leiden in diesen Tagen oftmals doppelt: zum einen unter der Erkrankung selbst, zum anderen unter dem Ärger über eine Impfung, die sich als wirkungslos entpuppt hat. Denn die meisten Krankenkassen erstatten ihren Versicherten bisher nur einen Dreifachimpfstoff. Nicht davon erfasst ist ebenjener Virus vom Typ B der Yamagata-Linie, der unglücklicherweise in diesem Winter stark verbreitet ist, obwohl er sonst nur selten auftritt. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) macht er 59 Prozent der untersuchten positiven Influenza-Proben aus.
Zwar haben der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. (BVKJ) und die beim RKI angesiedelte Ständige Impfkommission (STIKO) bereits vor Wochen darauf gedrungen, auf den Vierfachimpfstoff umzuschwenken. Doch die Mühlen der deutschen Gesundheitspolitik mahlen bekanntlich nicht im Expresstempo. Und so finden sich zahlreiche Familien derzeit trotz Impfung auf dem Krankenbett wieder.
Klar ist: Absoluten Schutz bietet eine Grippeimpfung ohnehin nicht. Es gibt einfach zu viele Virenstämme, als dass man alle in einem Impfstoff abbilden könnte. Das Schutzniveau der aktuellen Dreifachimpfung ist allerdings, wie sich nun gezeigt hat, völlig unzureichend. „Die Praxen sind seit Tagen überlaufen, wir arbeiten am Limit“, umreißt BVJK-Pressesprecher Dr. Josef Kahl die derzeitige Extremsituation.
Trinken, trinken, trinken – und Ruhe
Die Impfung mit dem Vierfachschutz kann sich auch jetzt durchaus noch lohnen. Denn einige Wochen dürfte es noch dauern, bis die Grippewelle abebbt. Gerade Kinder, denen eine Grippe voraussichtlich besonders zusetzen würde, ob wegen einer chronischen Erkrankung oder wegen einer Behinderung, sollten geimpft werden.
Und wenn es die eigene Familie doch noch trifft? „Im Allgemeinen kann ein gesundes Immunsystem die Grippe in Schach halten. Nur in Ausnahmefällen kommt es zusätzlich zu einer bakteriellen Atemwegsinfektion, die eine Antibiotikagabe erforderlich machen kann“, erläutert der in Berlin-Wittenau praktizierende Kinderarzt Kyros Mani. „Wichtig sind vor allem Ruhe und viel Flüssigkeit, etwa Tees oder Brühe. Fieber sollte mit rezeptfreien Schmerzmitteln gesenkt, das Krankenzimmer regelmäßig gelüftet werden. Wenn das Fieber nach drei Tagen nicht abklingen will, sollte man vorsichtshalber ärztlichen Rat einholen.“