Influenza sorgt für volle Praxen
Wer derzeit bei einem Kinderarzt vorsprechen will, braucht in der Regel Geduld. Hauptgrund ist weniger die Sorge vor dem neuen Coronavirus als vielmehr die jährliche Grippesaison.
„Die Eltern rennen uns die Bude ein. Die Situation in den Praxen ist in ganz Deutschland angespannt“, bringt Dr. Brigitte Dietz, stellvertretende Vorsitzende des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Bayern, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur die momentane Lage auf den Punkt. Eltern mit Kinderarzt-Terminwunsch müssen sich deshalb auf längere Wartezeiten einstellen. Und auf volle Wartezimmer und Praxisflure, was die Ausbreitung von Krankheiten begünstigt.
„Bei einem Verdacht auf eine ansteckende Erkrankung sollten Eltern im Sinne der Eindämmung vor dem Betreten der Praxis telefonisch beim Praxisteam anfragen, wie sie verfahren und wo sie am besten warten sollten“, rät der in Berlin-Wittenau tätige Kinderarzt Kyros Mani. „Das vermindert auch ihr eigenes Risiko und das ihrer Kinder, sich mit weiteren Krankheiten zu infizieren.“
Bislang keine Coronavirus-Panikwelle
Die Bedrohungslage spitzt sich zwar zu, nachdem das neue Coronavirus auch Deutschland erreicht hat. Dennoch bewahren die meisten Eltern bisher Ruhe, wie BVKJ-Bayern-Vize Dietz berichtet: „Die Leute scheinen relativ gut informiert zu sein.“ Tatsächlich ist das Virus für Kinder nach Einschätzung von Infektiologen nicht bedrohlicher als die jährliche Grippewelle. So erklärte Johannes Hübner, Professor an der LMU München, in einem „Tagesspiegel“-Interview: „Derzeit sieht es so aus, als wäre eine Covid-19-Erkrankung für Kinder nicht schlimmer und vielleicht sogar weniger schlimm als eine Influenza.“
Diese ist es denn auch, die aktuell im Wesentlichen für den Ansturm auf die Kinderarztpraxen sorgt. Die Influenza geht in diesem Jahr stärker um als in den letzten Wintern. Ihren Höhepunkt scheint die Grippewelle jedoch hinter sich zu haben, wie das Robert Koch-Institut kürzlich vermeldete. Die Wartezimmer könnten in den nächsten Wochen also wieder leerer werden.
Zur Vorbeugung einer Ansteckung empfiehlt es sich für Kinder und Eltern, wieder und wieder gründlich die Hände zu waschen. Am besten reibt man sie für mindestens 30 Sekunden mit Seife ein und ab, wobei die Temperatur des Wassers keine Rolle spielt. Zudem sollte man weitgehend aufs Händeschütteln und auf den Kontakt mit Gegenständen verzichten, die viele Menschen berühren: Türklinken, Rolltreppengeländer, Aufzugknöpfe etc. Insbesondere für gesundheitlich bereits vorbelastete Kinder kann auch eine Grippeimpfung sinnvoll sein – für alle anderen Kinder zur Prävention ebenso.