Kinder- und Jugendärzte fordern: Tabakwerbeverbot jetzt!

Die meisten Raucher beginnen im Kinder- oder Jugendalter mit dem Laster. Werbung, die das Rauchen als cool darstellt, hat daran ihren Anteil. Sie gehört deshalb endlich auch in Deutschland verboten.

In der gesamten Europäischen Union gibt es neben Deutschland keinen weiteren Staat, der Außenwerbung für Tabak und (E-)Zigaretten noch zulässt. In Kinos und auf Plakatwänden, an Bus- und Bahnhaltestellen, auf dem Weg zur Schule: Wieder und wieder werden die Kinder und Jugendlichen hierzulande mit der Botschaft traktiert, dass Rauchen die Lebensqualität erhöhe und irgendwie hip sei.

„Es besteht kein Zweifel daran, dass verherrlichende Werbung die Hemmschwelle für Jugendliche senkt, zur Zigarette zu greifen. Die meisten von ihnen haben später schwer damit zu kämpfen, wieder vom Rauchen loszukommen. Dabei sind die beträchtlichen Risiken des Rauchens – nicht nur, aber vor allem Lungenkrebs – sattsam bekannt“, beklagt der in Berlin-Wittenau tätige Kinderarzt Kyros Mani. Für ihn ist es ebenso unverständlich wie für den Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), dass die deutsche Politik in puncto Tabakwerbeverbot bisher Wirtschaftsförderung vor Gesundheitsschutz gestellt hat.

„Seit Jahren schiebt die Politik das Thema vor sich hin und scheut sich vor einer klaren Regelung“, moniert der BVKJ-Präsident Dr. Thomas Fischbach. „Und dies, obwohl sich das Parlament schon vor 15 Jahren gegenüber der WHO verpflichtet hat, bis spätestens 2010 ein umfassendes Verbot aller Formen der Tabakwerbung zu erlassen. Wir finden das schändlich. Die Interessen der Tabakindustrie dürfen nicht wichtiger genommen werden als die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger!“

CDU und CSU wollen einlenken
Nachdem sich die Unionsfraktion im Bundestag immer wieder gegen ein Werbeverbot ausgesprochen hatte, beschloss sie nun Anfang Dezember eine Kehrtwende. Nach kontroverser Diskussion verabschiedete sie ein Eckpunktepapier, das ab 2021 ein Tabakwerbeverbot in Kinos vor Filmen vorsieht, die auch unter 18-Jährige sehen dürfen. Plakatwerbung soll nach und nach, mit Ausnahme des Bereichs vor Tabakläden, ganz verboten werden: ab 2022 für herkömmliche Zigaretten und Tabak, ab 2023 für Tabakerhitzer und ab 2024 für E-Zigaretten. Da die anderen Bundestagsfraktionen ohnehin für schärfere Regeln sind, dürfte diesen Plänen nichts entgegenstehen.

Jährlich gehen allein in Deutschland mehr als 120.000 Todesfälle auf die Folgen des Rauchens zurück. Der Schritt hin zu einem sehr weitgehenden Tabakwerbeverbot ist daher überfällig.