Kinderärzte fordern mehr Schutz vor Nikotin und E-Zigaretten

Die anstehende Tabaksteuererhöhung ist für die Gesundheit (nicht nur) von Kindern und Jugendlichen ein Schritt in die richtige Richtung. Weitere – größere – sollten folgen.

Steuererhöhungen haben sich im Kampf gegen gesundheitsschädliche Konsumgüter vielfach als wirksam erwiesen. Etwa bei den sogenannten Alkopops, hoch dosierten Alkoholika, deren jahrelang bedenklicher Konsum bei Jugendlichen infolge einer höheren Abgabenlast deutlich zurückgegangen ist. Dass dieses Instrument auch bei Tabakprodukten wirkt, zeigen Erfahrungen aus dem nordeuropäischen Ausland, wo drastische Steuern den Nikotinkonsum stark zurückgedrängt haben.

Insofern ist die angekündigte Tabaksteuererhöhung in Deutschland durchaus zu begrüßen, zumal nun auch erstmals die modernen Alternativen wie nikotinhaltige E-Zigaretten und Verdampfer besteuert werden. „Diese als hip vermarkteten Geräte senken bei Jugendlichen die Hemmschwelle vor dem ‚richtigen‘ Rauchen, wie Studien zeigen. Überdies sind die E-Zigaretten selbst keineswegs gesundheitlich harmlos“, warnt der in Berlin-Wittenau praktizierende Kinderarzt Kyros Mani.

Konkreter wird der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in einer Pressemitteilung: „Das Aerosol von E-Zigaretten enthält entzündungsfördernde, reizende und sogar krebserregende Substanzen. Dazu Nikotin, das eine körperliche und psychische Abhängigkeit verursacht. Im Tierversuch löst es Gefäßveränderungen aus … Für viele Jugendliche sind E-Zigaretten der Einstieg ins Rauchen.“

Werbeverbot für E-Zigaretten und Rauchverbot im Auto
Doch den Reiz der klassischen wie der neuartigen Glimmstengel dürfte die kommende Steuererhöhung kaum mindern, dafür fällt sie zu gering aus. Der BVKJ fordert daher ein sofortiges Verbot von Promotionaktionen für E-Zigaretten und von Werbung im öffentlichen Raum, wie sie noch bis 2023/24 erlaubt sein soll.

Außerdem moniert Verbandspräsident Dr. Thomas Fischbach, dass das Rauchen im Auto im Beisein von Kindern noch immer nicht verboten ist: „In Autos entspricht die Feinstaubbelastung durch Tabakrauch etwa der einer durchschnittlich verrauchten Bar … Davor sollte der Gesetzgeber Kinder schützen, wenn schon den eigenen Eltern Vernunft und Verantwortungsbewusstsein fehlen.“