Mobbing verursacht häufig auch körperliche Symptome
Die psychische Belastung durch Mobbing kann sich durchaus in körperlichen Schmerzen äußern. Der Kinder- und Jugendärzteverband gibt Empfehlungen für den Umgang mit dem verbreiteten Phänomen.
Wenn ein Kind oder Jugendlicher wiederholt über Kopf- oder Bauchschmerzen klagt, ohne dass eine organische Ursache ausfindig zu machen ist, sollte die seelische Verfassung in den Blick genommen werden. Denn psychische Probleme suchen sich oft psychosomatischen Ausdruck, erzeugen also körperliche Symptome. Das gilt für Stress ebenso wie für Mobbing bzw. soziale Ausgrenzung.
Der PISA-Studie zufolge leidet nahezu jeder sechste Jugendliche in Deutschland unter Mobbing in der Schule, also unter psychischer, manchmal auch körperlicher Misshandlung. Bei Weitem nicht alle Betroffenen thematisieren ihre Probleme zu Hause oder bei offiziellen Stellen – sei es aus Scham, aus mangelnder Hoffnung auf effektive Hilfe oder aus Angst vor noch mehr Mobbing infolge des „Petzens“. Die fortgesetzten Attacken können zu gravierenden seelischen Schieflagen führen, die sich in depressiven Verstimmungen, Gereiztheit und/oder Konzentrationsstörungen äußern können. Und oftmals eben auch in Kopf- oder Bauchschmerzen, wenn die zugrunde liegenden Störfaktoren nicht verbalisiert und bearbeitet werden.
„In den Jugendvorsorgeuntersuchungen bringen die Patienten regelmäßig auch Probleme mit Mobbing zur Sprache. Viele trauen sich nicht, ihre Eltern einzubeziehen, da sie eine Eskalation befürchten. Weil das beim Vorsorgetermin Gesagte der ärztlichen Schweigepflicht unterliegt, dürfen auch wir Ärzte nicht mit dem Thema auf die Eltern zugehen. Daher appellieren wir an diese, sehr sensibel zu sein für Hinweise auf Mobbing“, sagt der in Berlin-Wittenau praktizierende Kinderarzt Kyros Mani.
Typische Signale und empfohlene Vorgehensweisen
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. (BVKJ) rät Eltern, auf folgende typische Signale bei ihren Kindern zu achten: häufige Kopf- oder Bauchschmerzen ohne erkennbare physische Ursache, Schulunlust, Traurigkeit/Kummer, Verletzungen wie Blutergüsse, zerrissene Kleidung, fehlendes Geld oder abhandengekommene persönliche Sachen.
Wenn tatsächlich Mobbing vorliegt, sollten die Eltern die entsprechenden Vorfälle genau dokumentieren, die Schule (Vertrauens-/Klassenlehrer, nötigenfalls auch Schulamt oder Elternvertretung) informieren, nötigenfalls mit anwaltlicher Hilfe die Unterlassung der Taten einfordern und nicht zuletzt dem Kind bedingungslose Unterstützung geben. Beruhigungsfloskeln wie „Reiß dich zusammen, das geht schon vorbei“ oder „Das wird schon wieder“ sind ebenso fehl am Platz wie die Empfehlung, beim nächsten Mal zurückzuschlagen. Auch von einer Konfrontation der Tätereltern rät der BVKJ ab.