Schulabbrecherquote gestiegen – was Eltern tun können
Zuletzt beendeten wieder mehr Jugendliche ihre Schullaufbahn ohne Abschluss, vor allem in Berlin. Grund ist häufig Schulvermeidung, die wiederum auf Mobbing oder häusliche Probleme zurückgehen kann.
Zwischen 2015 und 2017 ist die Quote der Schüler, die nicht mindestens einen Hauptschulabschluss erreichen, von 5,9 auf 6,9 Prozent gestiegen, wie die Caritas für eine Studie errechnet hat. Eine bedenkliche Entwicklung, die besonders Berlin trifft: Hier wurde 2017 eine Quote von 11,7 Prozent verzeichnet. Ebenfalls mehr als 10 Prozent stehen in Bremen und Sachsen-Anhalt zu Buche.
Zum Teil mag das, wie die Studienautoren betonen, auf die hohen Zuwanderungszahlen jener Jahre zurückzuführen sein – viele der damals ins Land und ins Schulsystem gekommenen Geflüchteten hatten kaum Schul- und Lernerfahrung und mussten überdies zunächst eine für sie fremde Sprache erlernen.
Doch Experten schreiben auch dem grassierenden Mobbing eine Mitschuld zu, denn es resultiert häufig in Schulvermeidungsverhalten. „Jeder Schulabbruch hat eine Vorgeschichte. Wir erfahren bei unseren Vorsorgeuntersuchungen vor allem, wie sehr manche Kinder und Jugendliche von Mitschülern gemobbt werden. Eine große Rolle spielen dabei die sozialen Netzwerke, wo kompromittierende Fotos und Verleumdungen gepostet werden“, berichtet Dr. Josef Kahl, Bundespressesprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). „Oft erzählen die Kinder und Jugendlichen uns zum ersten Mal von ihrem Leid. Viele wagen es nicht, sich ihren Eltern und Lehrern anzuvertrauen.“ Neben Mobbing kann auch ein konfliktbelastetes häusliches Klima die Schulleistungen beeinträchtigen.
Eltern sollten so nah wie möglich dran sein
Um als Eltern nicht irgendwann von der Nachricht kalt erwischt zu werden, dass ein Kind notorisch die Schule schwänzt und der Abschluss gefährdet ist, sollte man den (Schul-)Alltag des eigenen Nachwuchses möglichst eng begleiten. „Die Grundlage heißt Interesse. Eltern sollten tagtäglich mit ihren Kindern über deren Schulerfahrungen reden und auch regelmäßigen Austausch mit den Lehrern pflegen“, rät der Kinderarzt Kyros Mani, der in Berlin-Wittenau praktiziert. „Zudem sollten sie auf Anzeichen für Mobbing achten. Dazu zählen neben rapide abfallenden Schulleistungen und Schulverweigerung häufige Kopfschmerzen oder Schlafprobleme.“
Weiterhin sei es wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen einen strukturierten, verlässlichen Tagesablauf hätten, in dem auch die Bereitschaft sich anzustrengen gefördert werde. Ein ruhiger Platz zum konzentrierten Arbeiten sei ebenfalls günstig für den Lern- und Schulerfolg.
Wenn ein massives Mobbingproblem vorliegt, sollte gegebenenfalls professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden. Zunächst stehen die Lehrer und Schulsozialarbeiter, aber auch Kinder- und Jugendärzte als Ansprechpartner zur Verfügung. Gegebenenfalls kann das Gespräch mit den Eltern der Mobber sinnvoll sein. In extremen Fällen sollte aber auch nicht mit rechtlichen Schritten gezögert werden.