Sind Fieberambulanzen für Kinder eine gute Idee?

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn möchte angesichts einer drohenden Corona-Welle in den Wintermonaten Fieberambulanzen einrichten. Für Kinder und Jugendliche wäre das keine Ideallösung.

Für das deutsche Gesundheitssystem, obgleich in den letzten Monaten krisenfester aufgestellt, könnte es im kommenden Winter eng werden. Denn es droht ein erneutes Aufbranden der Covid-19-Pandemie, die zusammen mit den saisonalen Erkrankungen wie Influenza zu einer großen Herausforderung werden könnte.

Um einer Überlastung vorzubeugen, plant Bundesgesundheitsminister Jens Spahn nun die Einrichtung von Fieberambulanzen, die auch für Kinder und Jugendliche mit Fieber als erste Anlaufstelle dienen sollen. Die Kinder- und Jugendärzteschaft sieht dieses Vorhaben jedoch kritisch.

So verweist der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte e. V. (BVKJ), Dr. Thomas Fischbach, darauf, dass Kinder und Jugendliche in den Ambulanzen die Patientenmehrheit stellen würden – einfach weil sie sich häufiger Infekte einfangen: „Säuglinge und Kleinkinder machen durchschnittlich acht bis zwölf Infektionen pro Jahr durch, im Herbst und Winter vor allem Atemwegsinfekte mit Fieber.“

Besser mit Spezialisierung und in vertrautem Ambiente
Auf diesen Ansturm wären die Fieberambulanzen indes nicht so gut vorbereitet wie die pädiatrischen Praxen, einfach weil es deren Kerngeschäft darstellt. Keine andere Fachgruppe ist so qualifiziert für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen wie eben Kinder- und Jugendärzte. Dieses fachliche Know-how paart sich mit Hintergrundwissen über die jeweilige Familie, die Krankengeschichte und weitere persönliche Belange, die bei der Diagnose und Behandlung relevant sein können.

Und nicht zuletzt spielt auch die Vertrautheit mit den Praxisräumen und dem Praxisteam eine Rolle, wie Dr. Fischbach betont: „Vor allem sehr junge Kinder werden verunsichert und verlieren ihr Zutrauen zu Ärzten, wenn sie statt in die vertraute Praxis in eine Fieberambulanz gebracht werden, wo sie auf fremdes Personal treffen.“

Das Corona-Risiko sei mittlerweile durch eingespielte hygienische Routinen unter Kontrolle, so Dr. Fischbach. Sein Kollege Kyros Mani, Kinderarzt in Berlin-Wittenau, sekundiert: „Die Abläufe in unserer Praxis haben wir pandemiegerecht umgestellt, sodass das Infektionsrisiko minimal ist. Auch in einer Fieberambulanz gäbe es ja keine hundertprozentige Sicherheit. In Kinderarztpraxen wie der unseren sind die jungen Patienten sicherlich immer noch am besten aufgehoben.“