Sollten Fünf- bis Elfjährige jetzt gegen Corona geimpft werden?
Nachdem die Europäische Arzneimittelbehörde grünes Licht gegeben hat, können fünf- bis elfjährige Kinder auch in Deutschland voraussichtlich ab dem 20. Dezember gegen Covid-19 geimpft werden. Die pädiatrischen Fachgesellschaften raten allerdings einstweilen zur Zurückhaltung.
In den USA werden die Kleinen bereits mit Hochdruck gegen Corona geimpft, nun hat auch die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) die Zulassung für die Altersgruppe der Fünf- bis Elfjährigen erteilt. Erwartungsgemäß stimmte die EU-Kommission einige Tage später zu, womit der Weg für eine Immunisierung der Grundschüler mit dem BioNTech-Impfstoff frei ist. Die Ständige Impfkommission (STIKO), die für Deutschland offizielle Leitlinien erarbeitet, hat bisher jedoch noch keine Empfehlung abgegeben, womit auch eher erst in Monaten als in Wochen zu rechnen ist.
Damit stehen, wie schon zuvor die Eltern ab zwölfjähriger Kinder, zahlreiche Erziehungsberechtigte vor der Frage: Lasse ich mein Kind gegen Corona impfen oder nicht? Drei Kindermedizin-Fachgesellschaften – Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI), Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) sowie Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) – haben dazu nun ein gemeinsames Statement veröffentlicht, in dem sie zur Zurückhaltung aufrufen.
„Krankheitslast durch schwere Erkrankungen sehr gering“
Ein Kernargument des Papiers lautet: „Die primäre Krankheitslast dieser jungen Altersgruppe durch schwere Erkrankungen ist unverändert sehr gering.“ Damit ist der Nutzen einer Immunisierung für die Geimpften selbst nicht sehr groß, was natürlich die Kosten-Nutzen-Abwägung maßgeblich beeinflusst.
Aber wie steht es mit dem Nutzen für andere? Schließlich können auch Kinder, die kaum Symptome zeigen, das Virus übertragen und damit vulnerablere Gruppen gefährden. Dieses Argument halten die Fachgesellschaften ebenfalls für bedingt überzeugend: „Die Übertragungsrate des Virus aus dieser Altersgruppe heraus ist geringer als bei Erwachsenen. Das gilt insbesondere für Kinder ohne Krankheitssymptome. Die Annahme, dass die Impfung bei jungen Kindern einen anhaltenden Einfluss auf die Übertragungsrate des Virus nehmen wird, ist unbestätigt.“ Folgerichtig wird die Forderung, die Kinder zur Abwendung eines allgemeinen Lockdowns forciert zu impfen, als unverhältnismäßig verworfen; „der Eigennutz für das Kind muss im Vordergrund stehen“.
Die fachärztlichen Vereinigungen erwarten, dass die STIKO zunächst empfehlen wird, nur die Fünf- bis Elfjährigen mit Vorerkrankungen oder anderweitigen besonderen Risiken gegen Covid-19 zu immunisieren. Und sie betonen: „Die Impfung aller Erwachsener ist der Weg aus der Pandemie.“