Strenges Fasten ist für Kinder gefährlich
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte warnt davor, Kinder zu früh – beispielsweise aus religiösen Gründen – zum Fasten zu verpflichten.
Am 16. Mai hat der neunte Monat im islamischen Mondkalender begonnen. Für gläubige Muslime bedeutet das: Ramadan. Bis zum 14. Juni dürfen sie zwischen Sonnenauf- und -untergang nichts essen und trinken. Das stellt schon für Erwachsene eine Herausforderung dar, gerade wenn der Ramadan in eine heiße Jahreszeit mit langen Tagen fällt.
Doch auch Kinder werden in vielen muslimischen Familien zum Fasten angehalten. Mit Eintritt in die Pubertät werden sie als mündig betrachtet, mit entsprechenden religiösen Rechten und Pflichten. Auch jüngere Kinder werden häufig angespornt, so lange auf Nahrung zu verzichten, wie sie es schaffen. Das ist jedoch nicht ungefährlich.
„Insbesondere der Verzicht auf Flüssigkeit ist bei Kindern und Jugendlichen gesundheitlich kritisch, nicht nur, aber vor allem wenn sie an chronischen Erkrankungen leiden. Immer wieder werden Kinder in die Praxen und Kliniken gebracht, weil sie entkräftet und dehydriert in Ohnmacht gefallen sind oder unter Bauch- und Kopfschmerzen leiden“, berichtet der Kinderarzt Kyros Mani aus Berlin-Wittenau. Verschärft werden die körperlichen Strapazen dadurch, dass auch das normale Schlafpensum nicht erreicht wird. Denn vor Sonnenauf- und nach Sonnenuntergang wird ja gegessen und getrunken, was auf Frühaufstehen und langes Wachbleiben hinausläuft.
Auch schulische Leistungen leiden
Wegen dieser gesundheitlichen Risiken rät der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) davon ab, Heranwachsende auf strenges Fasten zu verpflichten. „Muslimische Eltern sollten ihren Kindern erklären, dass das Fasten für sie ungesund ist. Wir appellieren an alle muslimischen Eltern: Sorgen Sie dafür, dass Ihre Kinder und Jugendlichen ausreichend trinken“, ruft BVKJ-Präsident Dr. Thomas Fischbach auf.
Neben dem Körper leiden häufig auch die schulischen Leistungen unter der Unterversorgung mit Flüssigkeit und Nährstoffen. Das ist besonders in Jahren wie diesem relevant, in denen der Ramadan in eine Phase wichtiger, oft versetzungsrelevanter Prüfungen fällt. Das Gehirn muss ausreichend versorgt werden, wenn es seine volle Leistung bringen soll.
Auch aus diesem Grund wäre es also empfehlenswert, einen Kompromiss zwischen religiösen Verpflichtungen und Kindeswohl zu suchen. Je nach Alter und Konstitution könnte der beispielsweise darin bestehen, nur feste Nahrung einzuschränken oder das Fasten auf wenige Stunden am Tag zu begrenzen.