Ungutes Signal: Bundesregierung will Erzieherausbildung weniger fördern

Der Erzieherberuf ist für die Gesellschaft von großer Bedeutung, wird aber schlecht vergütet. Auf Kritik stößt daher die Ankündigung, vorgesehene Gelder zur Ausbildungsförderung zu streichen.

Viele Eltern können ein Lied davon singen, wie unzureichend das Angebot an qualifizierter Kinderbetreuung hierzulande ist. Die Kindergärten und Kindertagesstätten können sich – zumindest in den Städten – kaum vor Anwärtern retten. Viele würden gerne mehr Kinder aufnehmen, finden aber nicht genügend Personal dafür. Ebenso ergeht es Kommunen, die neue Einrichtungen gründen würden, gäbe es ausreichend Fachkräfte.

„Immer wieder berichten mir Eltern von ihren Problemen, an Betreuungsplätze zu kommen. Für manche Familien bedeutet der Mangel daran großen psychischen Stress – sei es, weil auf kostspielige private Angebote zurückgegriffen und dadurch das Geld knapp wird, sei es, weil der Alltag ohne Fremdbetreuung gemeistert werden muss“, berichtet der in Berlin-Wittenau praktizierende Kinderarzt Kyros Mani.

Hauptgrund für den Personalmangel ist die bescheidene Vergütung für Erzieher und Erzieherinnen. Angesichts der nervlichen Belastung in diesem Beruf braucht es schon eine Portion Idealismus, um ihn beim üblichen Lohnniveau zu ergreifen. In der Ausbildung gibt es sogar in aller Regel gar keine Vergütung, was zahlreiche Interessenten abschreckt.

Aus 300 Millionen wurden 160 Millionen
Hier setzt ein Förderprogramm der Bundesregierung an. Familienministerin Franziska Giffey verkündete 2018, 300 Millionen Euro bereitzustellen, mit denen angehende Erzieher für ihre Ausbildung ein Salär erhalten sollten. Auch der in diesem Herbst beginnende Fachschüler-Jahrgang sollte davon profitieren. Doch daraus wird offenbar nichts: Nach neuesten Verlautbarungen möchte die Bundesregierung das Programm abspecken und nur noch 160 Millionen Euro zahlen – trotz Milliardenüberschüssen in der Staatskasse.

In Anbetracht der Betreuungssituation und insbesondere des Fachkräftemangels ruft diese Entscheidung deutliche Kritik hervor. So nannte die bayerische Familienministerin Kerstin Schreyer sie „unbegreiflich“. Der hessische Sozialminister Kai Klose richtete einen „dringenden Appell“ an die Bundesfamilienministerin, das Förderprogramm wie ursprünglich geplant fortzusetzen. Ins gleiche Horn bläst der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), deren Vizepräsidentin Dr. Sigrid Peter verlauten ließ: „Erzieherinnen und Erzieher leisten heute den wichtigsten Beitrag zur öffentlichen Bildung von Kindern. Kinder verbringen heute täglich mehr Zeit in der Kita als in der Schule – und dies in einem Alter, in dem sie sich geistig, körperlich und emotional besonders schnell entwickeln. Kitas als Bildungsorte haben daher eine große gesellschaftliche Relevanz. (…) Wir fordern daher die Ministerin auf, die Förderung wie geplant und möglichst darüber hinaus weiterlaufen zu lassen.“