Vorsicht: Fettarme Produkte sind nicht automatisch zuckerarm
Eine Studie aus Sachsen-Anhalt belegt: Der Verpackungshinweis „fettarm“ verleitet dazu, ein Lebensmittel für generell gesund zu halten, also auch wenig Zucker darin zu vermuten.
Über die nachteiligen Auswirkungen des Zuckerkonsums auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ist an dieser Stelle bereits mehrfach berichtet worden. „Viele Kinder und Jugendliche in Deutschland nehmen zu viel Zucker zu sich, wodurch ihr Risiko für Übergewicht, Diabetes oder auch Karies, langfristig zudem für gravierende Herz-Kreislauf- sowie rheumatische Erkrankungen steigt“, fasst der in Berlin-Wittenau praktizierende Kinderarzt Kyros Mani zusammen.
Nach Untersuchungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung nehmen die Kinder und Jugendlichen hierzulande im Schnitt 17,5 Prozent ihrer Nahrungsenergie in Form von Zucker auf. Unter den Lieferanten dafür entfällt der relativ größte Anteil mit 36 Prozent auf Süßwaren. Bei denen dürfte den meisten Konsumenten und ihren Eltern klar sein, dass es sich um „Zuckerbomben“ handelt. Weniger gilt dies für zuckerhaltige Fruchtsäfte und Limonaden, die mit 27 und 12 Prozent ebenfalls maßgeblich für den Zuckerüberkonsum verantwortlich sind.
Zum verbleibenden Viertel des täglich aufgenommenen Zuckers könnte ein Effekt beitragen, den Wissenschaftler der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg kürzlich im Fachblatt „Food Quality and Preference“ vorgestellt haben.
Positiver Gesamteindruck durch partielles Produktwissen
Für ihre Studie befragten sie online 760 Teilnehmer zu ihrem Eindruck und ihrer Kaufabsicht hinsichtlich verschiedener Joghurt-Verpackungsangaben. Diesen war gemein, dass prominent der Hinweis „fettarm“ angebracht war. Sie unterschieden sich aber in den weiteren Informationen, so war unter anderem der Fett- und Zuckergehalt mal angegeben, mal nicht. „Wir wollten herausfinden, ob Hinweise auf einen reduzierten Fettgehalt den Gesamteindruck eines Produkts verändern“, umreißt Studienleiter PD Dr. Steffen Jahn die Motivation hinter der Untersuchung.
Wie sich herausstellte, gibt es diesen Effekt tatsächlich: Der Hinweis „fettarm“ ohne weitere Informationen verleitete viele Probanden dazu, auch von einem geringeren Zuckergehalt auszugehen. Später mit dem wahren Zuckergehalt konfrontiert, wollte ein großer Teil der sich getäuscht Fühlenden die betreffenden Produkte nicht mehr kaufen, obwohl diese kalorienärmer waren als konventionelle Vergleichsprodukte.
Die Studie unterstreicht, dass Angaben auf Lebensmittelverpackungen – vor allem die groß gedruckten – stets mit Vorsicht genossen werden sollten. Für das ganze Bild sollten Eltern, die den Zuckerkonsum ihrer Kinder gering halten wollen, auch das Kleingedruckte zur Kenntnis nehmen. Oder besser: auf frische statt auf verarbeitete Lebensmittel setzen.