Wirbel um HPV-Impfung
Ein TV-Beitrag über die angebliche Verheimlichung von Risiken durch HPV-Impfungen hat jüngst viele Eltern verunsichert. Dabei wurde der Impfstoff wissenschaftlich gründlich durchleuchtet.
In der Medizin gilt: Ursache-Wirkungs-Beziehungen sind häufig komplex und selten mit hundertprozentiger Sicherheit festzustellen. Das gleichzeitige oder kurz aufeinanderfolgende Auftreten zweier Phänomene kann, muss aber nicht auf einen ursächlichen Zusammenhang hindeuten.
Diese Grundregel hätten auch die Macher eines Beitrags im SWR-Magazin „Report“ deutlicher hervorheben können, als sie vor wenigen Wochen den Fall eines HPV-geimpften Mädchens schilderten. Zeitgleich mit der Impfung traten gesundheitliche Beschwerden auf, was die Mutter zur Überzeugung führte, der Grund müsse im Impfstoff liegen. Zusätzlich kamen einige Impfskeptiker zu Wort, die einen schlimmen Verdacht schürten: Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung verschweige in ihrer gerade aktualisierten Broschüre zur HPV-Impfung erhebliche Risiken, ebenso verhalte sich die Ständige Impfkommission (STIKO).
Diese Verschwörungstheorie fand in der Öffentlichkeit ein aufgeregtes Echo: Impfgegner sahen sich bestätigt, Eltern wandten sich verunsichert an ihre Ärzte. Der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. (BVKJ) stellt jedoch klar: Es gibt keinen wissenschaftlich belastbaren Grund, die HPV-Impfempfehlung zurückzunehmen.
„Impfung kann Leben retten“
„Die HPV-Impfung ist sicher und kann vielen Tausend Frauen in Deutschland Gebärmutterhalskrebs ersparen und Leben retten. Sie hat sich in unzähligen Studien bewährt“, betont Dr. Martin Terhardt, STIKO-Mitglied und BVKJ-Impfexperte. „Die STIKO hat in diesem Jahr nach langer und ausgiebiger Recherche und Beratung ihre HPV-Impfempfehlung für Mädchen in eine geschlechtsneutrale Empfehlung umgewandelt, denn auch für Männer ist die Impfung wichtig. Sie verhindert, dass sie Frauen mit den humanen Papillom-Viren (HPV) anstecken, und sie kann verhindern, dass sie selbst etwa Penis- oder Analkrebs bekommen.“
Fallbeispiele wie der des in „Report“ vorgestellten Mädchens haben lediglich anekdotischen Charakter – selbst wenn die Beschwerden und die Impfung zusammenhängen sollten, müsste das keine allgemeine Empfehlung zur Folge haben. Entscheidend sind groß angelegte Studien mit Zehntausenden von Probanden. Diese Studien gibt es, und sie attestieren der HPV-Impfung ihre Unbedenklichkeit. Das Risiko einer Gebärmutterhalskrebs-Erkrankung ist grundsätzlich weitaus gravierender als eventuelle Impfrisiken.